Ein Bad für alle Fälle

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Manche Menschen verbringen im Badezimmer täglich nur ein paar Minuten, andere gleich Stunden. Für jeden Typ gibt es die passende Ausstattung und Gestaltung. Ein Überblick.

Die Familienstube

Es ist 6 Uhr morgens: Im elterlichen Schlafzimmer klingelt der Wecker. Jetzt schnell raus aus den Federn, Kaffee aufsetzen, Brötchen auf den Toaster und im Kinderzimmer schon mal die Vorhänge öffnen. Dann ab ins Badezimmer, bevor der große Trubel am Waschbecken beginnt. Auch hier muss jeder Handgriff sitzen. Organisation ist im Familienbadezimmer alles – und für ein gutes Zusammenleben unabdingbar. 

Das ideale Badezimmer muss daher genügend Ablageflächen bieten, sollte strapazierfähig und wandelbar sein. Denn mit dem Alter der Kinder verändern sich auch die Anforderungen. Zu Beginn des Familienlebens ist ein Wickeltisch mit Wärmelampe sinnvoll. So bleibt das frisch gebadete Baby schön warm, kann gewickelt und angezogen werden. 

Im Laufe der Jahre können Eltern den Wickeltisch entfernen, brauchen aber nicht weniger Platz: Zahnputzbecher, Zahncreme, Seife, Waschlappen, Handtücher, Toilettenpapier und vieles mehr – und vor allem reichlich davon – brauchen ihren festen Ablageort, sonst droht Chaos. Am besten in geräumigen Waschbecken-Unterschränken, Spiegelschränken oder Kommoden. Aber auch durch offene Regale lässt sich das Badezimmer familientauglich gestalten.

Ebenso sind zwei Waschbecken mit großem Spiegel nützlich, besonders in der morgendlichen Rushhour. Außerdem ganz wichtig: Ablageflächen für Kämme, Bürsten, Scheren, Kosmetikartikel, Rasierzeug und andere Accessoires. 

Tipp: Jedes Familienmitglied sollte eine Schublade oder eine Ablagebox nur für sich haben. So schaffen Sie Ordnung und verhindern ein Durcheinander.

Für Dekoration im großen Stil ist im Familienbadezimmer dagegen weniger Platz. Schließlich soll ja alles pflegeleicht sein. Denn ob Dusche, Badewanne oder Waschbecken: Je mehr Menschen den Raum täglich nutzen, desto häufiger muss hier auch geputzt werden. Egal, ob großes Badezimmer oder kleines Badezimmer.

Das Sportlerheim

Raus aus den verschwitzten Klamotten, schnell unter die Dusche, am besten noch gleichzeitig Zähneputzen. Wer seinen Tagesablauf auf Effizienz getrimmt hat, will sich auch in der Nasszelle nicht länger aufhalten als nötig. 

Für Sportler und andere geschäftige Menschen muss das Badezimmer vor allem eines sein: funktional. Eine Badewanne? Nicht unbedingt nötig, höchstens um die Muskeln nach langer Trainingseinheit zu lockern. Aber eine Duschkabine tut es auch. Zumal es inzwischen auch Dampfduschen gibt. Dekoration und Accessoires? So minimal wie nötig. 

Gefragt sind heute Armaturen in Stahloptik und dunkle Farben. Auch immer gern gesehen sind Spiegelschränke und Schränke, um Zahnbürste und Co. schnell verschwinden zu lassen. So sieht es mit wenig Aufwand immer aufgeräumt aus. 

Das heißt aber nicht, dass allen Fitnessfans und Geschäftsleuten eine schnelle Dusche zum großen Glück ausreicht: Wer viel Sport treibt und geschäftlich erfolgreich ist, legt meist Wert auf ein gepflegtes Äußeres. 

Entsprechend darf auch das Badezimmer gestaltet sein, zumal wenn der Raum nicht allzu klein ist. Ein großflächiger, gut beleuchteter Spiegel sollte zur Ausstattung gehören, dazu Ablageflächen für Pflege- und Stylingprodukte. Und: Wer den Platz hat, wünscht sich nach einer anstrengenden Trainingseinheit oder einem langen Bürotag doch ein wenig Wohlfühlatmosphäre.

Die Wellnessoase

Ein stressiger Arbeitstag ist endlich vorüber, nach zahlreichen Terminen macht sich Erschöpfung breit. Jetzt schnell nach Hause und entspannen. Am besten mit einem heißen Bad in der persönlichen Wohlfühloase. Denn Wellness-Enthusiasten gehen auch in den eigenen vier Wänden nicht einfach ins Badezimmer, sie überschreiten jeden Morgen und jeden Abend die Schwelle zu ihrem persönlichen Wohlfühltempel.

Bei der Gestaltung desselben sind den Ideen kaum Grenzen gesetzt. Wichtig ist, dass alle Sinne gleichermaßen angesprochen werden. Für die Augen ist eine stimmige Farbgebung wichtig. Manch einer oder eine mag warme Töne, andere bevorzugen Naturfarben – und die entsprechenden Materialien. Bambus oder Holz und Regenwaldtapete statt weißer Kacheln, Plastik und Raufaser. Und: Nichts hebt das Raumklima mehr als Pflanzen. 

Wer in seiner Wellnessoase keinen Platz für eine große Badewanne hat, kann seine Dusche mit wenig Aufwand zur Regendusche erweitern. Weil das Wellnessbadezimmer ein Ort zum Relaxen ist, darf auch die passende Musik nicht fehlen. Am einfachsten geht das heutzutage mit einem wasserdichten Bluetooth-Lautsprecher, der mit dem Smartphone verbunden wird. Ist die richtige Musik gefun- den, entfalten die Dufthölzer ihr wohliges Aroma, kann sich Mann oder Frau endlich mit einer wohltuenden Regendusche oder einem Entspannungsbad belohnen. 

Im Anschluss gibt es nichts Schöneres, als sich im Handtuch eingewickelt auf einem bequemen Sessel niederzulassen und ein gutes Buch aufzuschlagen. So wird im Wellnessbad nicht nur der Körper gereinigt, sondern ein Stück weit auch die Seele.

7 Fragen an die Expertin: So gelingt das Traumbad

Silja Schmidt von Raum-Inhalt ist seit 20 Jahren Innenarchitektin mit Spezialgebiet Badezimmer. Sie erklärt, worauf es bei der Nasszelle ankommt.

Frau Schmidt, was macht ein gutes Badezimmer aus?

Als Allererstes sinnvolle Raumaufteilung und wohnliche Atmosphäre – die typische Nasszelle reicht heute nicht mehr. Man soll sich beim Reinkommen gleich wohlfühlen. Dafür ist auch ein stimmungsvolles Licht wichtig – also nicht nur ein Deckenauslass, sondern viele verschiedene Lichtakzente. Und natürlich muss das Bad die Bedürfnisse aller Nutzer erfüllen.

Wie hat sich der Geschmack der Menschen im Laufe der Jahre verändert?

Heute sind Komfort und Barrierefreiheit wichtige Themen. Bei fast jedem Um-
bau soll die Badewanne raus, dafür eine bodengleiche Dusche rein. Außerdem soll das Badezimmer mehr Wohncharakter haben, die Kunden sind durch das Internet auch informierter als vor 20 Jahren – da muss man als Innenarchitektin schon etwas mehr machen, um zu überraschen.

Welche Farben, Muster und Materialien liegen gerade im Trend?

Im Trend sind warme Farben und Fliesen in Holzoptik oder gleich richtiges Parkett im Badezimmer. Bei Sanitärkeramik wird es auch wieder bunt – die 70er lassen grüßen –, allerdings in matten Farben. Dadurch wird es wohnlicher, während weiß und glänzend einfach zu sachlich wirken. Außerdem sind große Fliesen gefragt. Auch Armaturen in Metallfarben sind im Kommen, also gebürsteter Kupfer oder Messing, statt einfach nur Chrom.

Und was macht Ihrer Meinung nach das Besondere eines gut designten Bades aus?

Der Raum muss einen Aha-Effekt auslösen. Wenn man reinkommt, muss man denken: Wow, coole Idee. Ob es die Waschtischplatte aus einem Baumstamm ist, eine besondere Fliesenstruktur, eine akzentuierte Licht- führung oder eine Mooswand. Um ein tolles Badezimmer zu schaffen, muss es einen gewissen Reiz haben.

Silja Schmidt ist Innenarchitektin und spezialisiert auf die Gestaltung von Bädern. Foto: privat

Wie gehen Sie die Badplanung in der Regel an?

Um ein Bad zu gestalten  besuche ich als Erstes die Interessenten zu Hause und gucke mich dort um: Wie leben die Menschen? Was haben sie an? Welche Brille tragen sie? Dann weiß ich schon in etwa, welche Farben ich reinbringen darf. Außerdem habe ich einen ausführlichen Fragebogen zu Themen wie Nutzer, Stauraum, Licht und Sanitärobjekten dabei. Einige Kunden haben auch schon Ausrisse aus Zeitschriften gesammelt. Mit diesen ganzen Infos mache ich den ersten Grundrissentwurf. Im nächsten Schritt visualisiere ich das Ganze. Das Spielen mit Materialien und Farben ist das eigentlich Kreative an meiner Arbeit. Im Nachhinein sind die Kunden von meiner Idee oft positiv überrascht – aber eigentlich habe ich mir das nur bei ihnen abgeguckt.

Worauf haben Sie bei Ihrem eigenen Badezimmer besonders geachtet?

Mein Wohnhaus ist aus dem Jahr 1927. Deswegen habe ich darauf geachtet, dass das Badezimmer auch zum Charakter des Hauses passt. Mit frei stehender Stahlwanne und einer Schale als Waschbecken. Ein total minimalistisches, eckiges Badezimmer mit klaren Formen hätte nicht gepasst. Da der Raum schlauchförmig ist, habe ich die Sanitärobjekte nach Häufigkeit der Nutzung angeordnet: Ganz vorn das Waschbecken, dann WC, Dusche und ganz hinten die Wanne. Ich habe dazu eine zeitlose Natursteinoptik gewählt, um es auch nach fünf Jahren noch schön zu finden. Wegen der kleinen Fliesen würde ich das heute vielleicht anders machen. Denn je mehr Fugen, umso schwieriger die Pflege.

Wer die Komplettrenovierung scheut: Haben Sie drei Tipps, um das Badezimmer mit wenig Aufwand in neuem Glanz erscheinen zu lassen?

Tipp 1: ein neuer Waschtisch. Der Aufwand hält sich in Grenzen, er macht etwas her und bringt Stauraum. Tipp 2: Auch die Beleuchtung lässt sich schnell optimieren. Mit einer Funzel an der Decke ist kein Badezimmer wirklich schön. Man könnte zumindest einen gut beleuchteten Spiegel aufhängen, einen Stromanschluss gibt es meist in der Nähe des Waschbeckens. Und Tipp 3: Farbe. Eine Wand bunt strei- chen oder auch einige geflieste Bereiche überstreichen oder gleich überspachteln und dann tapezieren.


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