Wer bauspart, spart nicht allein

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Foto: Postbank

Eine langfristig planbare Finanzierung gewinnt für Hauskäufer an Bedeutung. Welche Rolle ein Bausparvertrag dabei spielt, erklärt unser Experte Christian N. Heikamp.

Wozu sollte man bausparen?
Bausparen ist sinnvoll, wenn sich der Bauherr oder Immobilienkäufer mit dem Abschluss eines Bausparvertrags auf lange Sicht die aktuellen Zinsen sichern und/oder während der Ansparphase zugleich die Grundlage für das bei einer Immobilienfinanzierung notwendige Eigenkapital ansparen möchte. Vor allem bei den aktuell steigenden Bauzinsen ist ein Bausparvertrag ein probates Mittel, eine Finanzierung und die daraus resultierende monatliche Belastung relativ langfristig zu planen. Außerdem: Wer sofort kaufen oder bauen möchte, hat die Möglichkeit, mit einem Bausparvertrag eine sogenannte Vorfinanzierung zu erhalten und so die Sparphase bis zur Zuteilungsreife des Vertrags zu überbrücken.

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Worauf beruht eigentlich das Prinzip Bausparen?
Der Leitgedanke lautet Solidarität. Alle, die einen Bausparvertrag abschließen, zahlen ihre Sparbeiträge in einen Geldtopf bei ihrer Bausparkasse ein. Aus diesem Topf, dem sogenannten Bausparkollektiv, werden bei Zuteilung die Darlehen und Guthaben an die Bausparer ausgezahlt. Die Tilgung der Darlehen fließt dann wieder an die Gemeinschaft zurück.

Wie funktioniert das konkret?
Bei Vertragsabschluss wird festgelegt, wie hoch die Bausparsumme sein soll. Anschließend wird ein fester Betrag in einem festgelegten Rhythmus auf ein Bausparkonto eingezahlt. Der Bausparende erhält Zinsen auf das angesparte Geld. Nach einer angemessenen Sparphase wird der Vertrag zuteilungsreif. Das heißt, nun wird die vereinbarte Bausparsumme aufgeteilt – in ein Bausparguthaben und in ein Darlehen. Das Bauspardarlehen errechnet sich aus der Differenz von Bausparsumme und angespartem Guthaben. Wird ein Darlehen in Anspruch genommen, dann wird dieses mit festen monatlichen Raten zurückgezahlt. Bei Abschluss des Bausparvertrags wird eine Abschlussgebühr entrichtet. Diese beträgt aktuell, Stand Januar 2023, je Tarif 1 bis 1,6 Prozent der Bausparsumme.

Ist Bausparen auch für Menschen interessant, die schon eine Immobilie besitzen?
Auf jeden Fall. Denn ein Bausparvertrag kann auch für Renovierung oder Sanierung eines Hauses eingesetzt werden. Wenn man weiß, dass in zehn Jahren ein neues Dach fällig wird, kann mit einem Bausparvertrag die Finanzierung geplant werden. Bausparen eignet sich auch, um eine bestehende Baufinanzierung abzulösen und früher schuldenfrei zu sein. Also: Auch ohne konkretes Vorhaben kann sich ein Bausparvertrag lohnen.

Wie kann Bausparen zur Planungssicherheit beitragen?
Je nach vertraglicher Vereinbarung endet für ein Immobiliendarlehen nach 10, 15 oder 20 Jahren die Zinsbindung. Für den dann noch offenen Darlehensbetrag muss in der Regel mit einer Bank oder einem anderen Immobilienfinanzierer eine neue Darlehensvereinbarung zu einem zu diesem Zeitpunkt gültigen Zinssatz getroffen werden. Liegt der Zins dann höher als bei Abschluss der Finanzierung, können die monatlichen Raten für die Rückzahlung erheblich steigen. Mit dem Bausparvertrag kann man dem entgegenwirken. Denn damit kann man sich den aktuellen Zinssatz schon heute für die Zukunft sichern. Das kann zum Beispiel hilfreich sein, wenn die Zinsen weiter steigen, wie das aktuell absehbar ist.

Lohnt sich Bausparen auch ohne konkrete Finanzierungsabsicht?
Ja, denn wer bauspart, spart nicht allein: Es gibt Unterstützung vom Arbeitgeber und vom Staat. Viele Arbeitgeber zahlen bis zu 480 Euro jährlich vermögenswirksame Leistungen, die gut in Bausparverträgen angelegt sind. Zusätzlich unterstützt der Staat die Bildung von Wohneigentum mit Wohnungsbauprämie und Arbeitnehmersparzulage. Voraussetzung für den Erhalt ist, dass Sie förderberechtigt sind. Das hängt zumeist von Einkommen und Familienstand ab.

Welchen Sinn ergibt Bausparen eigentlich für Mieter?
Wer heute noch Mieter ist, möchte morgen oder übermorgen vielleicht Hausbesitzer sein. Mit einem Bausparvertrag sorgt man vor, um sich diesen Wunsch erfüllen zu können. Denn so wie der Wunsch reift, in den eigenen vier Wänden zu leben, so reift auch der Bausparvertrag. Und wenn man sich dann doch nicht für ein Eigenheim entscheidet, ist das Geld nicht verloren. Denn auch Mieter können sich damit zum Beispiel den Traum von einer neuen Einbauküche erfüllen.

Gibt es so etwas wie eine optimale Bausparsumme?
Es gibt für jeden Einzelfall eine passende Bausparsumme, und die orientiert sich an den individuellen finanziellen Möglichkeiten und am perspektivischen Bedarf. Die Sparrate sollte so bemessen sein, dass sie das monatlich zur Verfügung stehende Budget nicht zu stark belastet. Das Geld muss jeden Monat erübrigt werden können. Sofern zum Beispiel monatlich 150 Euro gespart werden können, sind – je nach gewähltem Bauspartarif – zuzüglich Zinsen bis zur Zuteilungsreife schnell mal bis zu 13.000 Euro angespart. Möglich wären in diesem Fall etwa 40.000 Euro Bausparsumme. Kann der Bausparende noch staatliche Förderungen wie die Wohnungsbauprämie und die Arbeitnehmersparzulage in Anspruch nehmen, dann könnte der Betrag auch höher ausfallen.

Kann man für die eigenen Kinder einen Bausparvertrag abschließen?
Das kann in der aktuellen Situation mit steigenden Zinsen sogar besonders sinnvoll sein. Denn so profitieren Kinder später trotz der 2022 stark gestiegenen Bauzinsen von den vergleichsweise günstigen Darlehenszinsen ihres Bausparvertrags. Ab dem Alter von 16 Jahren besteht für die jungen Bausparer dann die Möglichkeit, die Wohnungsbauprämie zu beantragen, aber nur wenn der Bausparvertrag auf ihren Namen abgeschlossen wurde. Außerdem: Jugendliche und junge Erwachsene können das angesparte Kapital und die Wohnungsbauprämie nach sieben Jahren frei verwenden, wenn der Vertrag vor Vollendung des 25. Lebensjahres abgeschlossen wurde und es sich um den ersten Bausparvertrag handelt.