Möbel für die Ewigkeit

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Zeitloses Design und langlebige Qualität: Mit diesem Anspruch plant, gestaltet und fertigt die Manufaktur bartmann berlin maßgeschneiderte Möbel. Dabei folgt sie einem nachhaltigen Geschäftsmodell, das Mensch und Natur guttut.

Mitten in einem kleinen Gewerbegebiet der Hauptstadt befindet sich die Möbelmanufaktur bartmann berlin. In der Werkstatt duftet es nach frischem Harz. Überall liegen große Holzbretter herum, Eichenholz in blassem Graubraun ebenso wie Douglasie mit gelbweißer Färbung. „Wir bekommen einen Baumstamm, trennen ihn auf, verleimen ihn, hobeln ihn, ölen ihn und fräsen daraus einzelne Teile“, erläutert Sebastian Kunath und zeigt auf eine mechanische Fräse.

Vor fast 20 Jahren hat er zusammen mit Lasse Schnack und Robert Zeise das Unternehmen gegründet. Begonnen haben die drei gelernten Tischler und Produktdesigner in einem Hinterhof in Berlin-Kreuzberg. Dort war in früheren Zeiten auch das Unternehmen tätig, welches zum Namensgeber wurde: Noch heute erinnert bei bartmann berlin ein altes handgemaltes Werbeschild aus den 1960er-Jahren mit der Aufschrift „Betten-Bartmann“ daran.

Werkstatt: Die Manufaktur produziert regional, wobei vor allem Holz und Linoleum zum Einsatz kommen.
(Foto: Elena Bunk)

In der Nachbarschaft zu Hause

Inzwischen haben die drei Unternehmer ihren Sitz auf 700 Quadratmetern im Erdgeschoss eines Gründerzeitbaus in Berlin-Tempelhof. Hier betreut das 15-köpfige Team eine eigene Möbelkollektion sowie Innenausbauprojekte entlang der gesamten Wertschöpfungskette von der Planung über das Design bis hin zum fertigen Möbelstück. Aber warum eine eigene Werkstatt? Schließlich lassen Möbelhersteller in der Regel im Ausland produzieren. „Wir sind alle Tischler und haben einen starken Bezug zum Handwerk“, betont Lasse Schnack. „Es war von Anfang an klar, dass wir die Fertigung bei uns lassen wollten.“

(Foto: Sebastian Fengler)

Umso spannender ist es für Besucher, vor Ort Einblicke in die Fertigung zu bekommen und die Menschen kennenzulernen, die ihre Möbel herstellen. „Wenn ich mit Kunden durch die Werkstatt gehe, muss ich gar nicht mehr viel erklären“, sagt Sebastian Kunath. „Dann verstehen sie ganz schnell, was wir hier machen.“ Vertrauen und enge Kundenbeziehungen spielen dabei eine große Rolle. Bauherren und Architekten kommen hierher, weil sie sich auf das Team aus Planern, Designern und Tischlern verlassen können. Hier sind sie immer ganz nah am eigenen Auftrag persönliche und fachkundige Beratung durch die Chefs inklusive. Einer der Gründe, weshalb Kunath, Schnack und Zeise mit ihrem Unternehmen nicht ins Umland ziehen wollten.

„Es war von Anfang an klar, dass wir die Produktion bei uns belassen wollten.“ Lasse Schnack

Auch im Showroom herrscht eine vertraute, familiäre Atmosphäre. In dem offenen, hellen Raum laden Regale, Stühle, Tische und ein großes Bett zum Begutachten, Probesitzen und Probeliegen ein. Das Herzstück bildet eine Musterküche aus Eiche mit jadegrünen Oberflächen aus Linoleum. Kunststofffronten oder verspielte Schmuckelemente sucht man vergeblich. „Wir entwerfen keine Möbel, die temporär angesagt sind. Die Gestaltung ist darauf ausgelegt, dass sie sich zurücknimmt, keine Mode widerspiegelt“, erklärt Lasse Schnack. „Mit unseren Küchen kann man alt werden.“

(Foto: Morgan Hickinbotham)

Möbel für die Ewigkeit? Ja, sagen die Gründer. Das Erfolgsrezept: Naturmaterialien. „Wir achten sehr auf natürliche Oberflächen“, erklärt Kunath. „Holz macht einen großen Unterschied im Vergleich zu Kunststoff.“ Ihm geht es um die Materialechtheit. Um sich davon ein Bild zu machen, holt er eine Keramikfliese hervor. Die Glasur imitiert mit ihrer Äderung Naturstein. „Auch dieses Material ist hochwertig und haltbar, aber es gibt vor, etwas zu sein, was es nicht ist.“ Ein störender Faktor, findet Sebastian Kunath.Er fügt hinzu: „Das mögen lediglich Details sein, aber ich glaube daran, dass diese letztendlich über das Gesamtbild entscheiden.“

Langlebig und zeitlos

Für das Design spielt auch die Haltbarkeit eine große Rolle. „Wir gestalten Sachen, die wirklich langlebig sind“, sagt Lasse Schnack. „Dementsprechend erfolgt auch die Materialwahl.“ Moderne Kunststoffspanplatten können Risse bekommen und unansehnlich werden – gerade in einer Küche, wo Spritzwasser überall hingelangt. Oft ist es nach ein paar Jahren schwer, für einen Austausch einzelne Kunststoffplatten im selben Stil zu finden. Dann muss alles ausgewechselt werden, was weder ökologisch noch ökonomisch ist. Hochwertige Möbel dagegen schonen langfristig das Portemonnaie und die Umwelt. Deshalb bevorzugen sie bei bartmann berlin zum Beispiel geölte Oberflächen, die im Alltag auch leichter gepflegt werden können.

(Foto: Sebastian Fengler)

Ganz anders sieht es mit Lacken aus: Sie altern schlechter, müssen vom Profi erneuert werden und enthalten zudem häufig Schadstoffe. Darauf verzichtet man im Unternehmen gerne. Insgesamt setzt das Unternehmen auf Nachhaltigkeit. Tropenhölzer wie Mahagoni oder Palisander sind kein Thema, stattdesssen kommen größtenteils einheimische Hölzer zum Einsatz, die die Manufaktur aus Süddeutschland erhält. „Das Holz beziehen wir ausschließlich aus nachhaltiger Forstwirtschaft“, berichtet Sebastian Kunath. „Wir haben einen Lieferanten, der kann uns auf den Wald genau sagen, wo der Baum geschlagen wurde.“ Ein Vorteil der kleinen, maßgeschneiderten Produktion, durch die außerdem kaum Abfälle anfallen.

Zwischen Tradition und Innovation

Mit dem Anspruch, Aspekte der Nachhaltigkeit umzusetzen, ist auch die Liebe zu einem ganz besonderen Material vereinbar: Linoleum. In der Produktion benutzt das Team besonders gern sogenanntes Oberflächenlinoleum. Das gibt es erst seit wenigen Jahrzehnten. „Das ist wirklich eine Nische, die wir hier nutzen“, so Sebastian Kunath.

„Wir haben einen Lieferanten, der kann uns sagen, wo der Baum geschlagen wurde.“ Sebastian Kunath

Noch heute ist Linoleum hauptsächlich als Bodenbelag geläufig oder kommt als Druckplatte für künstlerische Grafiken zum Einsatz. Eine eher unbekannte Eigenschaft ist seine Umweltfreundlichkeit. Denn Linoleum besteht fast ausschließlich aus Naturmaterialien: Leinöl, Holzmehl oder Korkstaub, Harzen und einem Faserträgerstoff wie Jute. Darüber hinaus ist es formstabil und extrem haltbar – wie gemacht für die Ansprüche von bartmann berlin. Ein weiterer Vorteil: seine warme, wohnliche Qualität. Damit eignet sich Linoleum hervorragend für offene Küchen, wie sie immer häufiger gebaut werden. „Es ist eindeutig“, bekräftigt Sebastian Kunath, „die Küche wird immer mehr zum Wohnraum.“

Daraus ergeben sich zahlreiche Herausforderungen bei der Planung. Meist betreut das Team von bartmann berlin seine Kunden bereits während des Hausbaus. „Wir setzen uns zusammen und betrachten den Raum als Ganzes. Wie wirken Oberflächen und Farben? Wie sieht der Fußboden aus, wie die Wandfarbe? Woher kommt das Licht?“, führt Lasse Schnack aus. Natürlich haben die Auftraggeber auch die Möglichkeit, Sonderwünsche zu formulieren – egal ob es um Küchen, Regale oder Türen geht. Dabei ist die Raumnutzung oft ein Thema. „Wir bauen jeden Korpus erst, nachdem alle Aspekte des Auftrags abgestimmt sind“, erläutert Sebastian Kunath. „So können wir Maße millimetergenau anpassen, zum Beispiel, wenn eine Küche besondere Anforderungen an Barrierefreiheit erfüllen soll.“

Mit Handwerk in die Zukunft

Dass auch die abschließende Montage und der Anschluss einer Küche aus einer Hand stammen, schätzen die Kunden. Die Organisation und Koordination von Elektrikern und Klempnern empfinden viele als kleinteilig und zeitraubend. bartmann berlin übernimmt diese Tätigkeit jedoch gerne. Weil den drei Gründern des Unternehmens die perfekte Fertigstellung, aber auch die Abwechslung wichtig ist.

So wie jetzt möchten sie mit ihrem Team noch in zehn, 20 oder 30 Jahren arbeiten. „Es war immer unser Anspruch, mit dem, was wir machen, glücklich zu sein – und damit auch alt zu werden“, erzählt Lasse Schnack. „Dazu gehört auch die Werkstatt“, bekräftigt Sebastian Kunath. „Wir haben noch romantische Vorstellungen vom Handwerk – wie den Duft der Sägespäne. Das abzugeben ist keine Option.“

Über das Unternehmen

(Foto: Morgan Hickinbotham)

bartmann berlin

Die Manufaktur wurde 2007 von den Produktdesignern und Tischlern Sebastian Kunath, Lasse Schnack und Robert Zeise gegründet. Neben einer eigenen Möbelkollektion bietet sie Planung, Entwurf und Fertigung nach Maß. Dabei setzt bartmann berlin auf eine regionale und nachhaltige Produktion in Berlin-Tempelhof. Zu den Kunden gehören unter anderem die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, HAU Berlin und die Deutsche Bahn.

Mehr Infos finden Sie auf bartmannberlin.de oder unter Instagram @bartmann_berlin