Was macht eigentlich ein Energieberater?

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Was muss er können, wie ist er ausgebildet? Und wie profitieren Hausbesitzer von seiner Arbeit? Wir haben einen gefragt: Lennart Feldmann ist Bauingenieur mit einer Zusatzqualifikation als Energieeffizienz-Experte und betreibt in Wuppertal und Köln mit mehreren Kollegen das Ingenieurbüro Indicamus, dessen Geschäftsführer er ist. Feldmanns Arbeitsschwerpunkt ist die energetische Sanierung von Ein- und Mehrfamilienhäusern. Außerdem engagiert er sich im GIH, der Interessenvertretung der Energieberaterinnen und -berater. Für den Beitrag hat er uns aus seinem Arbeitsalltag berichtet.

Foto: Studio157_Thomas Ahrendt/Lennart Feldmann/INDICAMUS

Ausbildung und Qualifikation

„Die meisten Energieberater kommen von der Gebäudehülle oder von der Anlagentechnik“, sagt Lennart Feldmann, selbstständiger Bauingenieur – und Energieberater. Was er damit meint: Grundlage für den Job als Energieberater sind Berufe, die mit dem Bau von Häusern zu tun haben oder mit der Installation von Heizungsanlagen. Um Energieberatungen durchführen zu können, ist eine Zusatzqualifikation zum Energieeffizienz-Experten (EEE) erforderlich. Mit dem erfolgreichen Abschluss der Ausbildung ist die Aufnahme in die Liste der Energieeffizienz-Experten der Deutschen Energie-Agentur (dena) verbunden, die derzeit rund 13.000 Namen umfasst.

Zugelassen werden für die Ausbildung in der Regel:

  • Studienabsolventen in Architektur, Hochbau, Bauingenieurwesen und verwandten Fachrichtungen
  • Handwerksmeister aus den Sparten Bau, Ausbau oder Anlagentechnik und dem Schornsteinfergerwesen
  • Staatlich anerkannte Techniker mit Schwerpunkt Gebäudehülle, Heizungsanlagen oder Lüftungs- und Klimaanlagen

Tätigkeitsfelder

Energieberater können sowohl beim Neubau als auch bei der Sanierung von Bestandsgebäudenzum Einsatz kommen. Die Nachfrage nach Beratung bei einer energetischen Sanierung ist derzeit aber besonders hoch. „In neun von zehn Fällen unterstütze ich Eigentümer dabei, die Energieeffizienz ihres Hauses zu verbessern“, sagt Energieberater Lennart Feldmann, der auch als Bausachverständiger tätig ist. Hintergrund sind gesetzliche Rahmenbedingungen, die eine energetische Sanierung in vielen Fällen vorschreiben.

Check der Unterlagen

Bevor unser Experte Lennart Feldmann seine Beratung beginnt, lässt er sich vom Eigentümer möglichst viele Informationen über die Immobilie aushändigen. Hilfreich für eine erste Beurteilung des energetischen Zustands sind: 

  • Ansichten, Schnitte und Grundrisse 

  • Baubeschreibungen

  • Energieausweis

  • Heizkostenabrechnungen

Der Termin vor Ort

Bei einem Vor-Ort-Termin ermittelt Lennart Feldmann den energetischen Ist-Zustand des Objekts. „Ich beginne mit der Heizung, die meistens im Keller untergebracht ist, und arbeite mich dann hoch bis zum Dach“, sagt er. „Eine gründliche Inaugenscheinnahme durch einen Fachmann bildet die Grundlage für alle späteren Maßnahmen.“ Dafür kann Mess-Equipment wie eine Thermografie-Kamera, ein Infrarot-Thermometer oder eine Endoskop-Kamera zum Einsatz kommen. Geprüft wird, wie gut das Haus gedämmt ist, wie dicht Fenster und Türen schließen, ob es Wärmebrücken gibt und ob die Heizung effizient arbeitet. Außerdem lassen sich aus der Gebäudetypologie Schlüsse über den Wärmeschutz ableiten: „Wir wissen, wie Häuser in früheren Jahren gebaut, welche Materialien verwendet und welche Konstruktionen angewandt wurden“, sagt Feldmann. Am Ende des Termins gibt es einen Befund über die Energieeffizienz des Gebäudes.

Analyse und Maßnahmen

Wenn der Ist-Zustand des Hauses festgestellt ist, empfiehlt Lennart Feldmann Maßnahmen, die den Energieverbrauch des Gebäudes verringern. Für jede einzelne Maßnahme gibt er an, welchen genauen positiven Effekt auf die Energiebilanz des Hauses sie hat, welche Kosten sich dadurch senken lassen – und wie hoch der finanzielle Aufwand ist. „Wir zeigen den Eigentümern einen Weg auf, wie sie ihr Haus energetisch sanieren können”, sagt Feldmann. „Wenn sie den Weg gehen wollen, können wir sie bei Bedarf weiter unterstützen.”

Eins nach dem anderen

Welche Maßnahmen umgesetzt werden, entscheiden die Eigentümer. Manchmal ist schon mit einer einzelnen Maßnahme ein energetischer Effekt zu erzielen, etwa mit der Dämmung der obersten Geschossdecke. „In solchen Fällen empfiehlt es sich, zunächst nur diese eine Maßnahme umzusetzen und etwa mit der Außendämmung zu warten, bis auch die Fassade erneuert werden muss”, sagt Lennart Feldmann. Als Energieberater weiß er, wo Eigentümer Förderungen in welcher Höhe erhalten können, und hilft bei der Antragstellung.

Sanierungsfahrplan

Auf Wunsch erstellt Feldmann einen individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) mit dem Ziel eines energieeffizienten Gebäudes der Effizienzhausklasse 85 oder besser. Darin sind alle Maßnahmen zeitlich sowie systematisch aufeinander abgestimmt und können mit ohnehin geplanten Modernisierungen am Gebäude verbunden werden. „Mit einem iSFP ist die Förderung der Maßnahmen höher”, so Feldmann. Er wird sogar selbst durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) gefördert. „Wir übernehmen dafür den ganzen Prozess von Antragstellung bis Auszahlung des Betrags.”

Kosten einer Beratung

„Für die meisten Dienstleistungen berechnen wir eine Pauschale”, sagt Lennart Feldmann. Für darüber hinausgehende Leistungen werde ein Stundensatz von 100 bis 120 Euro fällig. Die Kosten werden mit 50 bis 80 Prozent gefördert. Die allgemeinen Pauschalen (Auswahl) bei Einfamilienhäusern liegen für:

  • einen Vor-Ort-Termin bei 350 bis 450 Euro
  • einen individuellen Sanierungsfahrplan bei 300 bis 600 Euro (inkl. Bafa-Förderung)
  • Beantragung einer Förderung (nur im Rahmen einer Baubegleitung möglich) bei 350 bis 650 Euro
  • Thermografie-Aufnahmen bei 300 bis 500 Euro

 

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